Für das Echte gibt es keinen Ersatz
Natürliche Schönheit: Ein Gespräch mit Gartendesigner Peter Berg über die Verwendung von natürlichen Materialien und die Freiheit in der Gestaltung
Peter Berg
Gartendesigner
Herr Berg, wie gehen Sie bei Ihren Projekten vor?
Gartendesign ist Konstruktion und bei der Konstruktion lassen wir uns von den Gegebenheiten vor Ort und von den Materialien leiten. Natürlich beachten wir dabei auch das Budget. Eine komplette formale Planung zu erstellen, ist aber nicht immer nötig. Ein guter Gartendesigner kann den Garten im Kopf konstruieren und sich das fertige Bild vorstellen. Anschließend kann er es zeichnen, zeichnen lassen oder direkt bauen.
Welche individuellen Merkmale zeichnen Ihre Gärten aus? Gibt es eine bestimmte „Handschrift“?
Ja, die gibt es. Deshalb werden wir, anders als andere Gärtner, als Marke wahrgenommen. Wir arbeiten wie die alten japanischen Meister und wie Fürst Pückler. Er hat über sich selbst gesagt, dass er nur mit den Elementen der Natur arbeitet: Naturstein, Pflanzen, Wasser und Boden. Wir machen es genauso. Und wir sind konsequent: Kunden bekommen von uns nur Naturstein, keine Betonsteine und keine Keramik. Darüber hinaus spielt die Pflanze eine wichtige Rolle, insbesondere große Solitärgehölze.
Welche Rolle spielt für Sie Naturstein bei Ihrer Arbeit?
Naturstein ist für uns das beständige Element der Gärten. Terrassen, Wege, Treppen und Mauern machen die Gärten nutzbar – bei jedem Wetter. Dazu kommen freie Steinsetzungen, mit ausgesuchten, möglichst unbearbeiteten Steinen, die die Steinstruktur komplettieren. Diese Natursteinstruktur ist sehr langlebig, überlebt Generationen und muss nicht wie Pflanzenflächen immer wieder überarbeitet werden. Weil Gärten durch Kontraste erst spannend werden, nutzen wir alle Dimensionen, von klein zu groß, bei den Pflanzen und ebenso bei den Steinen. Je weiter wir uns von der Architektur in die Landschaft bewegen, desto größer und freier werden die Formen. Hier wirken dann beispielsweise die großen, unbearbeiteten Natursteine besonders gut.
Welche Art von Naturstein ist für welchen Einsatzbereich im Garten besonders geeignet?
Grundsätzlich brauchen wir frostbeständige Materialien. Für uns ist es wichtig, dass nicht an der Materialstärke gespart wird. Deswegen sind bei uns Bodenplatten mindestens vier Zentimeter stark und bei befahrenen Bereichen sogar mindestens acht Zentimeter. Für Natursteinpflaster verwenden wie am liebsten antikes und gebrauchtes Material und für Einfahrten immer Großpflaster.
Was macht für Sie die Schönheit des Natursteins aus?
Die Individualität, die Wertigkeit, die Langlebigkeit und die Patina, die sich entwickelt. Man sagt, dass Natursteine erst richtig schön werden, wenn drei Generationen darüber gelaufen sind. Das ist wahr und genau das gefällt mir.
Wie verbinden Sie Pflanzen, Wasser und Naturstein in Ihren Gärten?
Es gibt keine Pflanze, die in Kombination mit Stein nicht besser aussieht als ohne den Stein – Stichwort: Kontrast. Wir gehen bei der Gestaltung immer von den Pflanzen und den großen Sachen aus. Die Pflanzenstandorte bestimmen oftmals, wie wir die Steine einsetzen. Unser Spezialgebiet sind Hanggärten. Hier bauen wir mit den Natursteinen eine Terrassierung, ähnlich einem Weinberg. Da der Regen hier versickern kann, kommt es nicht zu Erosion. Wasserfälle, Bachläufe und Schwimmteiche sind weitere Einsatzbereiche für den Naturstein.
Wo und wie setzen Sie Trockenmauern aus Naturstein ein?
Mit Trockenmauern lassen sich gut auch auf engem Raum Höhenunterschiede abfangen. Zum Bau nutze ich Schichtgestein wie Schiefer, Kalkstein oder Grauwacke. Für alle interessierten Gärtner, die in das Thema tiefer einsteigen möchten, biete ich einmal im Jahr einen Trockenmauer-Workshop an. Dabei kommt es oft zu einem intensiven Erfahrungsaustausch. Oft sind die Teilnehmer auch Unternehmer, mit denen wir dann auch unsere Projekte besichtigen und alle relevanten unternehmerischen Fragen erörtern.
Wie berücksichtigen Sie die natürlichen Eigenschaften von Natursteinen wie die Farbe?
Weniger Farbe ist mir lieber. Allerdings gibt es regionaltypisch auch sehr farbige Steine, wie den roten Sandstein in der Pfalz. In der Eifel und im Rheinland sind Basalt, Schiefer und Grauwacke sehr verbreitet, aber auch Blaustein passt aufgrund seiner graublauen Farbigkeit gut in die Region.
Warum ist der Naturstein ein besonders geeignetes Material, wenn es um den ökologischen Aspekt geht?
Naturstein ist äußerst langlebig und man kann ihn immer wieder verwenden. Heute legen viele ihre Gärten so an, dass sie nach zehn, maximal 20 Jahren neu gebaut werden müssen. Ein Grund dafür sind oft minderwertige Betonsteine, die nicht so schön altern wie Naturstein. Oft verblasst die Farbe und die Oberfläche wird porös. Wir bauen Gärten fast ohne Beton. Denn wenn wir über ökologische Gärten reden, dann müssen wir als erstes den Betonanteil reduzieren, zweitens größere Gehölze verwenden und drittens die Pflanzenflächen vergrößern und die Bodenverdichtung reduzieren.
Welche Tipps haben Sie für Hausbesitzer, die Naturstein in ihrem eigenen Garten verwenden möchten?
Ich empfehle, mehr in Höhen zu denken und den Garten mit Naturstein zu terrassieren. Hochbeete und Sitzmauern sind vielseitig nutzbare Elemente. Ein zu großer Materialmix ist zu vermeiden. Maximal zwei bis drei verschiedene Materialien sind angebracht. Im Gegensatz zu dem Schotter in den Pflanzflächen macht es Sinn, Wege und Einfahrten mit Splitt oder Kies auszubilden. Dadurch spart man Kosten und die Fläche wird nicht versiegelt. Zudem bleibt so mehr Budget zur Verfügung um Mauern, Terrassen und Wege in Naturstein zu bauen. Den Naturstein so gezielt einzusetzen, lohnt sich immer. Denn für das Echte gibt es keinen Ersatz.